Interview Teil 1/1

Klavier vierhändig

Der Konzertzyklus Uzwil freut sich besonders auf das 4. Konzert: Ein eingespieltes Duo lässt ihre flinken Finger über die Tastatur tanzen – um uns zu verzaubern! Mit Schubert, Dvorak, Bach und Mendelssohn. Wir lassen auch hier die Gelegenheit nicht aus, die Künstler direkt zu befragen.

Konzertzyklus Uzwil: Geschätzte Dr. Chung Poser: Privat wohnen Sie in Oberuzwil. Wie kam es dazu?

Dr. Chung Poser: Ich bin vor 15 Jahren in die Schweiz gekommen, und mit meinem Mann nach Uzwil gezogen. Weil mein Mann seine jungen Jahre in der Ostschweiz verbracht hat, kannte er diese Gegend gut. Als unser Sohn geboren wurde, sind wir nach Oberuzwil umgezogen.

Konzertzyklus Uzwil: Seit 20 Jahren treten Sie mit Dr. Owen Lovell gemeinsam auf. Wie entstand diese Zusammenarbeit?

Dr. Chung Poser: Owen und ich haben uns als Doktoranden an der University of Texas at Austin kennengelernt. Wir unterrichteten Studenten an der Uni und als Studiums- und Arbeitskollegen haben wir viel zusammengearbeitet. Ich hatte schon immer eine grosse Leidenschaft für Klavier-Duo Musik. Da es viele hochqualifizierte Pianisten aus der ganzen Welt an dieser Uni gab, organisierte ich ein Klavier Ensemble mit fünf anderen Pianisten und Pianistinnen – und wir sind mehrmals aufgetreten. Nach ein paar Jahren wurden alle Mitglieder promoviert und sind weggezogen, aber Owen und ich haben trotz Distanz weiter zusammengespielt.

Konzertzyklus Uzwil: Und was ist das Geheimnis, dass diese Zusammenarbeit seit 20 Jahren erfolgreich ist?

Dr. Chung Poser: Wir haben gegenseitig grossen Respekt und verstehen uns musikalisch sehr gut; in Sachen Repertoire und Interpretation haben wir kaum Konflikte. Wir sind auch sehr offen für gegenseitige Vorschläge und Kritiken. Aber so eine langjährige Zusammenarbeit braucht Chemie, Vertrauen und Verantwortung.
Eine Anekdote: Owen und ich haben mehrmals die Zwei-Klavier-Besetzung der Ballett-Suite „Billy the Kid“, komponiert von Aaron Copland, auf die Bühne gebracht. In dieser Besetzung der Wild-Western-Musik fehlt der Satz „Schiesserei“, der in Orchesterfassung hauptsächlich mit Schlagzeugen gespielt wird. Bei uns aber ist dieser Satz nicht weggefallen - wir haben diesen Satz mit Spielzeug-Pistolen, mächtig Krach und einem Wettlauf um die Flügel nachgespielt. Sogar in Cowboy-Hut!

Konzertzyklus Uzwil: Ihr Repertoire ist sehr vielseitig. Welche Passage in der berühmten Fantasie von F.Schubert gefällt Ihnen besonders, und weshalb?

Dr. Chung Poser: Es gibt keine einzige Note die mir nicht gefällt, aber ich finde, dass die allererste Passage das Pathos in Schuberts Musik sehr gut zeigt. Die klagende, murmelnde und sehnsüchtige Melodie gegen die konstante Bewegung in der Begleitung beschreibt wohl am besten die Sentimentalität Schuberts. Ruhig, nicht übertrieben, trotzdem melancholisch - diese Passage ist schmerzlich schön.