Konzertzyklus Uzwil
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Interview 3a 2019/2020

Guitar Spots



Tobias Kölla im Interview mit dem Konzertzyklus Uzwil, Januar 2020


Am 16. Februar 2020 findet bereits das dritte Konzert der Saison 2019/2020 statt, organisiert vom Konzertzyklus Uzwil. Zwei spannende, junge Gitarrenduos: «Lucerne Guitar Duo» und «Guitar Spots». Bei einer Tasse Kaffee hat uns Tobias Kölla von «Guitar Spots» etwas mehr über sich und das Duo verraten.
Tobias Kölla schloss im Sommer 2019 erfolgreich seinen Master ab, in Luzern. Während seines Studiums bis 2017 in Linz AT entstand zusammen mit Markus Ebner das Duo «Guitar Spots». Ihnen zuzuhören, macht unglaublich viel Spass: Kreativ, kontrastreich und von vielen Stilen beeinflusst, sind ihre Eigenkompositionen und ihre Arrangements. Die Eigenkompositionen stammen aus der Feder von Tobias Kölla.



Konzertzyklus Uzwil: Tobias, was hast du im Sommer 2019 genau abgeschlossen?

Tobias Kölla: An der Hochschule Luzern konnte ich den Master in Instrumentalpädagogik mit dem Hauptfach klassische Gitarre abschliessen.


Was war der Grund für dieses Studium, nachdem du ja bereits in Linz AT erfolgreich den Bachelor abgeschlossen hattest?

Einerseits interessiert es mich sehr. Andererseits braucht man in der Schweiz fast gezwungenermassen den Master. Weil es keinen pädagogischen Bachelor gibt. Erst der Master ist berufsbefähigend und die Berufschancen sind danach bedeutend besser.


Ist das Unterrichten der klassischen Gitarre auch dein längerfristiges Ziel? Wie ist der aktuelle Stand?

Ja. Insgesamt habe ich ein 80-Prozentpensum, je etwa vierzig an der Musikschule Sarganserland und an der Musikschule Fürstenland in Gossau SG.


Wie kam deine Lehrtätigkeit in Sargans zustande?

Nach der Zeit in Linz AT kehrte ich in die Schweiz zurück, erarbeitete mir den Master und suchte gleichzeitig gezielt eine Stelle. Die Musiklehrer besetzen häufig ihre Stellen bis zur Pensionierung… Glücklicherweise ergab es sich in Sargans, dass eine Stelle rechtzeitig frei wurde.


In Gossau, an der Musikschule Fürstenland, konntest du ebenfalls eine Stelle antreten. Wie kam diese Anstellung zustande?
Nach meinem Masterabschluss wünschte ich einen höheren Stellenprozent. Ich baute in Sargans aus und konnte mich zusätzlich in Gossau erfolgreich bewerben. Diese zwei Anstellungen unterscheiden sich deutlich. In Sargans konnte ich eine Klasse von Null auf aufbauen, das sind hauptsächlich Primarschüler. In Gossau konnte ich eine bestehende Klasse übernehmen; die SchülerInnen haben grösstenteils von meinem Vorgänger her gute Vorkenntnisse. Dabei handelt es sich um Erstklässler bis Lernende aus der Kanti.


Wie ist aktuell das Interesse bei Musikschülern für die Gitarre?

Gross! Man merkt , mittels Youtube wurde zum Beispiel Fingerstyle in den letzten zehn Jahren sehr bekannt. Auch unter den Jugendlichen. Im Moment ist das Erlernen der Gitarre sehr beliebt. Da die Gitarre sehr vielseitig einsetzbar ist, gibt es ein breites Publikum und für mich als Lehrer bleibt es spannend, mich durch alle Stile hindurcharbeiten zu können.


Nebst diesen Musikschülern hast du in Sargans auch Workshops im Angebot. Wie müssen wir uns das vorstellen?

Die Musikschule Sargans bietet zwei Mal jährlich Workshops an, von aktuell angesagten Instrumenten. So können sich Privatpersonen ab 15 Jahren dazu anmelden. Ideal, um ein Instrument kennen zu lernen, zum Schnuppern oder Auffrischen. Häufig bleiben Sie diesen Workshops dann auch treu, und melden sich für weitere Stunden an.


Leider kannte ich Guitar Spots bisher nicht, und bin jetzt sehr glücklich ein lokales Duo zu kennen, welche so sensationell Gitarre spielt. Als der Konzertzyklus Uzwil das Programm plante, hörte ich erstmals einen Song von euch; «Pink Fur» auf Youtube. Da zog es mir den Ärmel rein. Wie entstand dieses Werk?

Ich wählte bewusst Linz AT für meinen Bachelor aus, weil man dort im Nebenfach Fingerstyle studieren kann. Mehrstimmig auf der Gitarre Stücke zu spielen ist ein Merkmal des Fingerstyle. Im Unterschied zur klassischen Gitarre, kommen im Fingerstyle aber sehr viele verschiedene, auch moderne Stilistiken und Spieltechniken zusammen. Ansonsten ist man in der Groovemusik ja eher als Teil einer Band, beispielweise im Jazz, unterwegs. So kam es dazu, dass ich ab dem zweiten Bachelorjahr häufig ausprobierte, Pink Fur entstand als erstes Fingestyleduo von mir. Zum Glück hat dieses Stück auch Markus überzeugt und so haben wir uns entschieden, das Duo zu gründen.
Markus und ich belegten beide dieses Nebenfach Fingerstyle, und das Einbringen von eigenen Ideen wurde sehr wichtig für uns. Für die Gitarre bisher eher ungewohnte Stücke und Elemente interpretierten und arrangierten wir kreativ – und dies wurde unser Kennzeichen. Wir mögen es, bisher gitarren-untypisches auf die Gitarre zu übertragen und dabei Neues und bisher Ungewohntes entstehen zu lassen.


Schreibt ihr zusammen die Kompositionen?

Die Kompositionen entstehen ausschliesslich bei mir. Markus hingegen liebt das Arrangieren, das ist sein Ding.


Nutzt ihr Skype oder etwas ähnliches, um gemeinsam zu spielen, üben oder komponieren?

Nein, die Verzögerung ist zu stark. Wir kommunizieren dann gerne auch einfach mit geschriebenen Noten, was sowieso sinnvoll ist für ein Duo. Sobald eine Idee da ist, werden schon Noten geschrieben; nicht erst am Schluss. Wir üben dann einzeln, tauschen uns aus und treffen uns während der Ferienzeit. Und natürlich vor den Konzerten.


Was inspiriert dich?

Ich liebe fast alle Musikrichtungen. Und wenn ich etwas spannendes entdecke, probiere ich es aus: Geht es auch auf der Gitarre? Inspirationen von anderen Instrumenten, technischen Details und neue Spielarten sind sehr wichtig für mich.


Youtube ist nebst Soundcloud ja auch für euch sehr wichtig. Wir können dort zahlreiche Werke von euch vollständig und kostenfrei anhören. Aber ihr verdient ja nichts daran – wie geht ihr damit um?

Ja, so ist es eben. Ich freue mich, auftreten zu können und wenn meine Musik gehört wird. So bleibe ich frei, was ich tue und die Musik mein Hobby. Mein Beruf ist das Unterrichten, dieses bietet eine solide Lebensgrundlage und ist genauso spannend wie das Spielen selber.


Von euch gibt es eine CD. Wann entstand diese?

2017, in der Schlussphase zum Bachelor. Es sind hauptsächlich Werke, welche damals im Nebenfach Fingsterstyle entstanden. Für die Aufnahmen konnte ich damals das Studio der Bruckneruni benützen. Wir haben alles an der CD selber produziert.


Was sind deine nächsten Pläne?

Neben einzelnen Projekten mit Ensembles habe ich auch ein grösseres klassisches Werk einstudiert und professionell aufgenommen. Aktuell fehlt dazu noch das Video, dieses erscheint im nächsten Halbjahr auf Youtube – gratis für alle Interessierten und ich werde den Link in Zukunft für meine Bewerbungsunterlagen verwenden können.


Ich hoffe, du informierst uns dann, wenn dieses neue Werk online ist! Apropos Zukunft: Wie sehen deine beruflichen Pläne aus?

Das Unterrichten – dieser Start ins wirkliche Berufsleben – ist im Moment das Wichtigste. Vielleicht ergibt sich danebst auch wieder eine Möglichkeit, Workshops durchzuführen. Im Raum Gossau SG; das würde mich sehr freuen. Es gibt auch noch neue Stellen, für die ich mich interessiere.


Hast du nebst dieser Leidenschaft noch Zeit für andere Hobbies?

Nach dem Studium überlegte ich, ob ich noch ein weiteres Studium anhängen sollte. Weil ich von SchülerInnen fast überrannt worden bin, reichte die Zeit aber nicht. Damals bot sich quasi «um de Egge», in Bad Ragaz, die Möglichkeit zur Ausbildung im Segelfliegen an. So startete ich mit dem Segelfliegen, und bin aktuell in Ausbildung zum Segelflugpilot.


Was wünschst du dir für die kommende Zeit?

Mehr Möglichkeiten, Konzerte aufzuführen. Wir nehmen auch sehr gerne spontan Anfragen an. Viele Zuhörer können sich unter theoretischen Beschreibungen wenig vorstellen. Wir leben daher sehr von Mund-zu-Mund-Empfehlungen.


Ist für das Konzert Mitte Februar bereits das Detailprogramm bekannt?

Bestimmte einzelne Stücke, die auch auf der CD zu finden sind. Hinzu kommen mindestens zwei neuere Kompositionen von mir. Wir haben vorgesehen, zusammen mit «Lucerne Guitar Duo» etwas Gemeinsames zu spielen. Ein Arrangement von Bobby McFerrin; ein sogenannter Circle Song. Die Sänger stellen sich im Kreis auf, und gestalten entsprechend individuell diese wiederkehrenden Elemente. Sie fügen spontan Neues hinzu, welches der nachfolgende Spieler ebenfalls aufnimmt. Mir gefiel diese Art des Musizierens und so habe ich ein paar Stücke für Gitarrenensemble bearbeitet. Als Gesamtwerk wird es dadurch live auch sehr offen für Improvisationen und zeichnet sich durch viele Möglichkeiten der Überlagerungen aus.


Im bevorstehenden zweiten Interview werden wir noch etwas vom «Lucerne Guitar Duo» erfahren. Der Konzertzylus Uzwil freut sich auf diese spannende Zusammenarbeit von «Guitar Spots» und «Lucerne Guitar Duo» – und bedankt sich herzlich bei Tobias Kölla für dieses kleine Interview. sk/5.1.2020


Direkter Download aktuelles Detailprogramm (PDF)
guitar-spots.com
Youtube: Guitar Spots: Pink Fur (Tobias Kölla)
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